Sonntag, 9. Oktober 2011
Anfangen. Ein Versuch.


“I must not fear. Fear is the mind-killer. Fear is the little-death that brings total obliteration. I will face my fear. I will permit it to pass over me and through me. And when it has gone past I will turn the inner eye to see its path. Where the fear has gone there will be nothing. Only I will remain.”
Frank Herbert



Und da ist diese Sprachlosigkeit. Erst wurde geschwiegen, weil für das, was gesagt werden sollte, keine Worte gefunden wurden, später ging auch die Bemühung Worte zu finden verloren. Bekannte, die mich antrafen, meinten anfangs, ich sähe hochgradig erschöpft aus und solle mal schlafen. Irgendwann wurde dann auch dieser erschöpfte Anblick Normalität, man gewöhnte sich daran, dass ich früher ging oder kurzfristig absagte, weil unendlich müde. Die letzten zwei Jahre habe ich weitgehend verschlafen.

***

Nebenbei lief das Studium. Die Arbeit. Anderweitiges als wichtig erachtetes Engagement. Wenn mich jemand wegen was furchtbar wichtigem kurzfristig anfragte, übernahm ich es. Danach war ich noch viel mehr erschöpft. Und hatte keine Kraft mehr für Eigenes. Als ich mich etwas aufgerappelt hatte, kam die nächste furchtbar wichtige Anfrage, die ich ebenfalls übernahm. Mit schlafwandlerischer Sicherheit habe ich die letzten zwei Jahre im Studium gute Noten geschrieben und das Meiste gleich wieder nach dem Leistungsnachweis vergessen. Das Studium hat sich deutlich verlangsamt, wurde aber nicht vollständig auf Eis gelegt. Immerhin etwas. Zwei weitere Jahre muss ich noch rechnen. Und dann ist endlich Schluss. Aber vernünftig war ich und konnte mich endlich zur Lehramt-Variante durchringen.

***

So wie auch das soziale Leben immer weniger wurde, las ich auch immer seltener. Bis ich dann nicht mal mehr in der Lage war, Pflichtlektüre tatsächlich konzentriert durchzuarbeiten. Wo doch Lesen immer meine Leidenschaft war.

***

Zwischendurch immer wieder versucht, wieder am Leben teilzunehmen. Auszugehen. Was zu machen, was mir früher immer Freude bereitete. Das Resultat war immer eine noch viel grössere Erschöpfung.

***

Irgendwann im September kam das Erwachen.Verpflichtungen habe ich auf das absolute Minimum reduziert, mache nur noch das, was unbedingt getan werden muss. Auf einmal war ich in der Lage, mich wieder intensiver mit etwas zu beschäftigen, meinen Interessen nachzugehen. Ich begann wieder rauszugehen und bin nicht mehr dauerhaft erschöpft. Auch wenn ich weiterhin viel zu viel Schlaf brauche. Aber es geht aufwärts. Die persönlichen Baustellen sind noch da, jedoch habe ich mich wieder einigermassen sortiert.

***

Lange habe ich überlegt, ob ich dieses Blog auferstehen lassen soll oder gleich ein ganz Neues anlegen. Ich habe mich für dieses entschieden. Zur Wahrung eines Kontinuums. Auch wenn die alten Beiträge erstmal nicht online sind. Ein neues Leben kann ich mir schliesslich auch nicht zulegen.